Verlagsgeschichte

des Musikverlages
Ries & Erler Berlin



 

LogoAlt_3140.gif (3140 Byte) Am 1.Juli 1881 gründete der Violinvirtuose, Komponist und Königl. Sächs. Hofmusikalienhändler Franz RIES mit dem Verleger Hermann ERLER in Berlin den Musikverlag RIES & ERLER..

Das gute Einvernehmen zwischen den Kompagnons zeigte sich bereits bei der Entstehung des Verlagsnamen in der folgenden Begebenheit: Um die Namenfolge festzulegen, wurde die im Geschäft anwesende Tochter Hermann Erlers gebeten, zwei gleiche Zettel mit den Namen "Erler" und "Ries" in einen Hut zu legen. Der Name "Ries" wurde zuerst gezogen, und so ergab sich der Verlagsname Ries & Erler.

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Der Erwerb der Oper "Ännchen von Tharau" von Heinrich Hofmann und die Komposition "Circus Renz-Gavotte" von Hermann Fliege brachte dem Unternehmen erste verlegerische Erfolge. Franz Ries, der als Sohn des Berliner Konzertmeisters Hubert Ries und als Neffe des Beethovenschülers und -freundes Ferdinand Ries aus einer Musikerfamilie kam, steuerte als Komponist auch eigene Werke wie "Perpetuum mobile" und später "La Capricciosa" bei, die heute noch beliebte Vortragsstücke für Violine sind.

Durch Ankauf der Verlage M.Schloß, Köln, Voigt, Kassel, E.F. Hientzsch, Breslau und im weiteren Verlauf die Übernahme von R.Sulzer und Jatho, Berlin wurde das Verlagsprogramm wesentlich erweitert.

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Nach dem Tode Hermann Erlers führte Franz Ries den Verlag allein weiter und erwarb die Rechte an den Werken von Walter Braunfels, S. v. Hausegger, Engelbert Humperdinck, Hugo Kaun ("Sir John Falstaff"), Hans Pfitzner (Musik zu "Käthchen von Heilbronn", Lieder, Chorwerke) und E.N.v. Reznicek (Sinfonische Suite). Die Herausgabe des bis heute international anerkannten Studienwerkes für Violine von Carl Flesch zeigte die besondere Fachkenntnis des Verlegers Franz Ries.
Als sich im Jahre 1924 Franz Ries nach 43jähriger erfolgreicher Tätigkeit aus dem Verlag zurückzog, übergab er die Geschäftsführung seinem Sohn Dr.phil. Robert Ries. Die Tradition des Verlages wurde von ihm weitergeführt durch die Herausgabe von Erstveröffentlichungen zeitgenössischer Komponisten wie Theodor Berger (Streichquartett, "Rondino giocoso"), Harald Genzmer (Konzert für Trautonium und Orchester Nr.1, Erste Sonate für Flöte und Klavier), Walter Jentsch, Mark Lothar ("Kleine Theater-Suite" und Oper "Till"), Heinz Schubert, Karl Heinz Taubert, Heinz Tiessen (Hamlet-Suite, Amsel-Septett) und Grete von Zieritz (Japanische Lieder, Bilder vom Jahrmarkt). Ein weiterer verlegerischer Erfolg war die von Richard Klemm und Carl Weymar für Streichquartett bzw. Streichorchester besorgte Einrichtung von J.S. Bach's "Die Kunst der Fuge".

Einen neuen Akzent erhielt das Verlagsprogramm Ende der 20er Jahre durch Inverlagnahme von Werken aus dem Bereich der Unterhaltungsmusik.

Neben seinen Aufgaben als Verleger übernahm Dr.Ries ehrenamtlich Tätigkeiten im Aufsichtsrat der GEMA und im Vorstand des Deutschen Musikalien-Verleger-Vereins. Der Ausbau der Versorgungskasse der GEMA sowie die Gründung der Versorgungsstiftung der Deutschen Musikverleger gehören zu seinen besonderen Verdiensten.

 



Als Robert Ries am 11.Januar 1942 starb, wurden seine beiden Töchter Waltraud und Ingrid Inhaber des Verlages. Aufgrund ihrer Jugend lag die Geschäftsführung zunächst in den Händen von bewährten Mitarbeitern der Firma unter Aufsicht des Musikverlegers Edgar Bielefeldt, der dem Hause Ries & Erler freundschaftlich verbunden war.

Waltraud Ries gab ihre Pläne für ein Studium auf und absolvierte eine Ausbildung als Musikalienhändlerin, um den Verlag baldmöglichst selbständig leiten zu können.

Kurz vor Ende des Krieges wurden am 1.Mai 1945 die Geschäftsräume des Verlages Ries & Erler am Kurfürstendamm 22 im Verlauf der Kämpfe in Berlin völlig zerstört, wobei der größte Teil der Unterlagen über das bisherige Verlagsschaffen verlorenging.

Nach Erteilung der Lizenz durch die Militärregierung Deutschland im Jahre 1948 begann Waltraud Ries als Geschäftsführerin unter großem persönlichen Einsatz mit dem Wiederaufbau des Unternehmens. In dieser schwierigen Phase stand zunächst der Nachdruck von gefragten Werken aus dem Bereich der Unterrichtsliteratur, der Sinfonischen Musik sowie der Instrumental- und Vokalmusik im Vordergrund.

In der Folgezeit wurde durch Inverlagnahme neuer Werke u.a. von Erwin Dressel (Konzert für Klarinette, "Partita" für Saxophon und Klavier), Werner Eisbrenner, Friedrich Metzler(Zweite Sinfonie", Franz Reinl (Mixtum compositum für Orchester) diese Richtung fortgeführt.

Auf dem Gebiet der Unterhaltungsmusik fand das Verlagsprogramm, nicht zuletzt durch die Übernahme des Musikverlages Wilke & Co. Berlin, eine erhebliche Erweiterung. Neben Neuerscheinungen - u.a. Kompositionen von Hans Bund, Hanns Kallies, Edmund Kötscher und Willi Löffler - wurden auch bereits bewährte Titel z.B. von Jo Knümann und Josef Rixner in neuen Arrangements herausgebracht.

 


Waltraud Ries

Nach dem Tode von Waltraud Ries übernahm die bisherige Mitinhaberin des Verlages Ingrid Meurer, geb. Ries , die Geschäftsführung. Ihr Sohn, Andreas Meurer, trat 1979 in die Firma ein, wurde 1985 Prokurist und übernahm 1997 den Verlag.

Unter seiner Leitung wurde 1993 die zeitgenössische E-Musik der Edition Corona, Berlin in den Verlag integriert und Anfang 1997 der traditionsreiche Berliner Musikverlag Hermann Löffler übernommen.

Der Schwerpunkt der gegenwärtigen Verlagsproduktion ist die Herausgabe zeitgenössischer Ernster Musik, vertreten u.a. durch Kompositionen von Dietrich Erdmann, Harald Genzmer, Richard Rudolf Klein, Ruth Zechlin und Grete von Zieritz. Als Verlagsautoren der jüngeren Generation wären u.a. zu nennen: Heribert Breuer, Taras Bujevski, Friedemann Graef, Gabriela Moyseowicz und Bernd Schultheis.

Seit 1997 liegt ein Schwerpunkt des Verlagsprogramms in der Herausgabe und Auswertung von Stummfilm-Musiken (original und neukomponiert), wie u.a. der Original-Filmusik zum Fritz Lang-Stummfilm Metropolis (UNESCO Weltkulturerbe) von Gottfried Huppertz.

Von Fleschs Skalensystem für Violine (1987 von Max Rostal neu herausgegeben und erweitert) wurden die Ausgaben für die gesamte Streicherfamilie (Va - Vc - Kb) veröffentlicht. Besonders erfolgreich sind auch die kürzlich editierten Unterrichtswerke für Violine von Zakhar Bron und Ramin Entezami.

Der Verlag Ries & Erler wird auch in Zukunft ein möglichst breitgefächertes Verlagsprogramm anbieten und damit Traditionsbewußtsein aber auch Aufgeschlossenheit dem Neuen gegenüber dokumentieren.


Ingrid Meurer geb.Ries


Andreas Meurer